Naturschutz

Zwiebelblumen als Frühlingsboten

Wenn an den ersten warmen Tagen Ende Februar die Sonne den Boden wärmt, wagen sich die Hummelköniginnen nach draußen und das Bienenjahr beginnt. Gerade wenn sie jetzt so früh im Jahr los sind, brauchen sie auch gleich etwas zu futtern. Genau in dem Moment schlägt die Stunde der früh blühenden Zwiebelblumen, die teilweise bereits in den kalten Wintermonaten aus dem Boden schießen und mit ihrer prachtvollen Blüte auf die ersten Bestäuber warten.

Bei diesen Pflanzenarten liegt die Kraft in ihrer Zwiebel, aus der heraus binnen kürzester Zeit Blätter und Blüten erscheinen. Durch die dicke Speicherzwiebel hat sie anderen, oft einjährigen, Pflanzen gegenüber einen Startvorsprung. Pflanzen, die aus einem Samen keimen, stecken erst ihre ganze Kraft in das Wurzelwachstum und nehmen dann Nährstoffe aus dem Boden auf, um den überirdischen Teil auszubilden. Dies kann einige Zeit dauern, weshalb einjährige Pflanzen oft erst später im Jahr erscheinen. Ein weiterer Vorteil der Zwiebelblumen liegt darin, dass der Keimprozess bei einigen Arten bereits bei niedrigen Temperaturen beginnt ; so reichen dem Schneeglöckchen schon Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt für den Wachstumsstart.

Zwiebelblumen von Winter bis Herbst

Nicht alle Arten der Zwiebelblumen blühen im Frühling, es gibt auch viele (meist nicht heimische) Arten, die im Sommer und sogar im Herbst blühen. Beachtet man dies beim Kauf der Zwiebeln, so kann man, bis auf die wirklich kalten Wintermonate, das ganze Jahr über von verschiedenen blühenden Zwiebelblumen profitieren. Die unten aufgeführte Tabelle zeigt die für jeden Monat typischen Arten auf. Während zum Ende des Winters hin die heimischen Arten wie Schneeglöckchen, Winterling, Windröschen und auch der Bärlauch den Frühling einläuten, erscheinen zur Osterzeit die typischen Tulpen und Narzissen, aber auch die kleinen, vermehrungsfreudigen Traubenhyazinthen und die imposanten Kaiserkronen bereichern die Gärten. Im Sommer schlägt die Zeit der meisten Zierlaucharten, aber auch Dahlien und Steppenkerzen blühen eher zur wärmeren Jahreszeit. Als die am spätesten blühende heimische Zwiebelblumen-Art blüht die Herbst-Zeitlose im September und Oktober und kurz vor Winter machen noch einige Krokusarten den Abschluss der Blütezeit.

Will man einen insektenfreundlichen Garten anlegen, so ist es sehr wichtig, auf bestäuberfreundliche Blüten zu achten. Viele Zierformen der in der Tabelle genannten Arten, vor allem der Tulpen und der Dahlien, haben gefüllte oder speziell geformte Blüten, die für Bienen und andere Insekten unzugänglich sind. Solche Blumen sind in dem Fall zwar schön anzusehen, haben aber leider kaum einen ökologischen Wert. Besonders empfehlenswert ist das Pflanzen von einheimischen Arten, die ebenfalls eine wahre Zierde im Garten darstellen und von Bestäubern sehr gerne beflogen werden.

Pflanzung der Zwiebeln

Viele früh blühenden Arten der Zwiebelblumen benötigen eine Vernalisation. Unter Vernalisation versteht man einen Kältereiz bei Temperaturen unter 10 Grad während mehreren Monaten, um den Pflanzwachstum im Frühling bei steigenden Temperaturen induzieren zu können. Um also die Keimung der Blumenzwiebeln zu garantieren, müssen diese bereits im Herbst, vor den kalten Wintermonaten, in den Boden gepflanzt werden. Am besten empfiehlt sich der Zeitraum von Anfang Oktober, sobald die Temperaturen in den einstelligen Bereich fallen, bis zu den ersten starken Frösten Ende November. Eine zu frühe Pflanzung bei zu warmen Temperaturen kann sich negativ auf die Vitalität der Knolle auswirken. Allerdings gibt es hier einige Ausnahmen : Die Kaiserknolle beispielsweise hat ihre Ruheperiode im Hochsommer, deshalb sollten hier die Zwiebeln im August gesteckt werden, um im darauffolgenden Jahr schöne Pflanzen zu haben. Viele Lauchsorten hingegen werden am besten im Frühling gesteckt, um im Sommer blühen zu können. 

Die meisten Zwiebelblumen sind mehrjährig. Nach der Blüte stirbt die Mutterzwiebel ab und es bilden sich mehrere, kleine Tochterknollen, die dann im darauffolgenden Jahr wiederum zur Blüte kommen. So können sich im Laufe der Jahre schöne Pflanzengruppen etablieren. Um dies zu gewährleisten, ist aber auf eine gute (nicht übertriebene!) Nährstoffversorgung zu achten, da die Pflanzen sonst mit der Zeit Mangelerscheinungen bekommen können und vielleicht nicht mehr blühen. Natürlich ist es auch durchaus förderlich, gleich zum Anfang mehrere Blumenzwiebeln in einer Gruppe zu pflanzen, um bereits im ersten Jahr eine imposante Augenweide zu haben.

Werden diese paar wenige Tipps beachtet, so steht einem farbenfrohen und artenreichen Zwiebelblumengarten nichts mehr im Weg.