Maßnahmen zum Schutz der Bestäuber in den Weinbergen
Die Intensivierung der Landwirtschaft führt vielerorts zum Rückgang der Bestäubervielfalt, ein Phänomen, welches auch im Weinbau beobachtet werden kann. Dabei hat die traditionelle Weinbaukultur der luxemburgischen Mosel eine hoch spezialisierte Flora sowie diverse Nistmöglichkeiten durch das spezifische Klima und ihre Strukturierung mit Trockenmauern und Felsen. Die Weinberge sind mit ihrer hohen Strukturvielfalt und deren kleinklimatischen Bedingungen ideale Habitate für thermophile und oft sehr spezialisierte Arten. Da Reben mehrjährige Kulturen sind, kann hier ein stabiles Ökosystem aufgebaut werden.
Obschon Weinberge durch ihre intrinsischen Eigenschaften eine größere Vielfalt an thermophilen Pflanzen- und Tierarten aufweisen als Flächen, auf denen Ackerbau betrieben wird, sind durch die Flächenzusammenlegung und die Produktionssteigerung und die damit verbundenen Bewirtschaftungspraktiken wichtige Habitate zunehmend aus den Weinbergen verschwunden. Vor allem das regelmäßige Umgraben der Rebgassen sowie die Verwendung von Herbiziden hat dazu geführt, dass in vielen Weinbergen nur noch wenige Pflanzenarten vorkommen. Durch den Verlust der Trockenmauern nach der Flurbereinigung und den Austausch der hölzernen Weinbergpfosten durch Metallpfosten sind zudem wichtige Lebensräume verschwunden.
Die Biologische Station SIAS setzt gezielte Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Bestäuber in den Weinbergen um. Zum einen werden Brut- und Nistplätze angelegt, und zum anderen die Anzahl an Pollen- und Nektarquellen erhöht. Ziel dieser Maßnahmen ist es, ein flächendeckendes Netz an geeigneten Lebensräumen aufzubauen und spezifische Pflanzenarten für Spezialisten einzubringen. Obschon viele Wildbienenarten beim Nektarerwerb wenig spezialisiert sind, sind sie beim Pollensammeln oft auf einzelne Pflanzenfamilien oder Gattungen angewiesen. Die Imago der Schmetterlinge können bei Pollen- und Nektarquellen Generalist oder Spezialist sein. Neben dem Nahrungshabitat spielt das Fortpflanzungshabitat mit geeigneten Raupennahrungspflanzen eine wichtige Rolle. Raupennahrungspflanzen (Brennnesseln, Ampfer, …) werden oft als „Unkräuter“ angesehen und werden gezielt bekämpft. Die Toleranz gegenüber verschiedenen Pflanzen an Stellen, an denen sie nicht stören, sowie die gezielte Förderung von Pollen- und Raupennahrungspflanzen in geeigneter Distanz zu Nahrungshabitaten kann die Vielfalt an Bestäubern in der Weinbauregion erheblich verbessern.